• 25.03.2021
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Pandemie und Sonderaufwände belasten das Ergebnis von RUAG International stark

Die grösste Krise der Luftfahrt hat das Ergebnis im Geschäftsjahr 2020 stark belastet. Dem Umsatz von CHF 1181 Mio. (Vorjahr CHF 1388 Mio.) steht ein negativer EBIT von minus CHF 224 Mio. (Vorjahr minus CHF 80 Mio.) gegenüber....

Verantwortlich für das negative Ergebnis sind mehrheitlich die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie. Sie führte zu einem Umsatzrückgang von rund 30% in den beiden luftfahrtnahen Geschäftsbereichen Aerostructures und MRO International und zu Projektverzögerungen innerhalb des ganzen Unternehmens. Als Folge davon musste RUAG International Sonderabschreibungen und Rückstellungen im Umfang von rund CHF 160 Mio. vornehmen. Neben bereits laufenden Kostensenkungsprogrammen und Kurzarbeit hat das Unternehmen für 2021 strategische Änderungen eingeleitet. RUAG International beschäftigt 6‘299 Mitarbeitende und erzielt 81% aller Umsätze im Ausland.

Gesamthaft generierte der Konzern einen Nettoumsatz von CHF 1181 Mio. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies einen Rückgang von 14.9%. Wechselkursbereinigt beträgt der Rückgang 12.4%. Der Auftragseingang sank um 5.2% auf CHF 1214 Mio. und der Auftragsbestand ging um 4.9% auf CHF 1169 Mio. zurück. Das Betriebsergebnis (EBIT) beläuft sich auf minus CHF 224 Mio. und der Reinverlust beträgt CHF 219 Mio., während der Cash Flow aus betrieblicher Tätigkeit mit CHF 19 Mio. noch leicht positiv ausfiel. Die negative Entwicklung ist hauptsächlich auf einen Umsatzrückgang von rund 30% in den von der Pandemie starke betroffenen Luftfahrtbereichen RUAG Aerostructures und RUAG MRO International und für die kommenden Jahre gedämpften Marktaussichten in der Luftfahrtbranche zurückzuführen. Auch in den anderen Geschäfts-segmenten wirkte sich die Pandemie durch Reiseeinschränkungen, Lockdowns und Verschie-bungen von Projekten negativ auf den Geschäftserfolg aus. Das Unternehmen reagierte mit umfassenden Sparprogrammen, Kurzarbeit und vorgezogenen Restrukturierungen auf die Herausforderungen.

Sonderabschreibungen und Rückstellungen

Das operative Geschäft verlief 2020 in den Sparten unterschiedlich – wenn auch in allen Geschäftsbereichen die Auswirkungen der Pandemie zu spüren waren. Sonderabschreibungen und Rückstellungen im Umfang von rund CHF 160 Mio. waren die Folge und haben das Unter-nehmensergebnis stark belastet. Aufgrund der komplett veränderten Marktsituation und, weil davon ausgegangen werden muss, dass es Jahre dauern wird, bis der Luftverkehr wieder das Vor-Pandemie-Niveau erreicht hat, mussten bei RUAG Aerostructures ausserordentliche Wertberich-tigungen und Rückstellungen im Umfang von CHF 84 Mio. getätigt werden. Dazu addiert sich ein Buchverlust von CHF 50 Mio. im Zusammenhang mit dem Verkauf der Luftfahrtaktivitäten des Geschäftsbereichs RUAG MRO International am Standort Oberpfaffenhofen. General Atomics Europe GmbH, ein strategischer Investor, hat die Wartungs-, Reparatur- & Betriebstätigkeiten für Geschäftsflugzeuge und militärische Helikopter sowie die Produktion der Dornier 228 am Standort Oberpfaffenhofen wie auch alle 420 Mitarbeitenden per Ende Februar 2021 übernommen.

Das Unternehmensergebnis wurde weiter durch die Bildung von Restrukturierungsrückstellungen im Betrag von CHF 20 Mio. für eingeleitete organisatorische Massnahmen bei RUAG Space und den globalen Supportfunktionen belastet. Weitere CHF 7 Mio. musste RUAG International zurückstellen für die ordentliche Neubewertung von Pensionskassenrückstellungen aufgrund des gesunkenen Zinsniveaus in Deutschland und Schweden.

RUAG Space, RUAG Aerostructures und RUAG MRO International verzeichneten dadurch einen negativen EBIT bei abnehmenden Nettoumsätzen. Erfreulicherweise gelang es RUAG Ammotec im Jahr 2020 den Umsatz und EBIT erneut zu steigern und erwies sich auch in der Covid-19-Krise als äusserst robust.

RUAG International erzielte 81% aller Umsätze ausserhalb der Schweiz

Per Ende Dezember 2020 beschäftigt das Unternehmen an weltweit 50 Standorten 6‘299 Mitarbeitende (Vorjahr 6‘492). Der Umsatzanteil von RUAG International gegenüber dem VBS (Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport) betrug noch 13% und umfasst insbesondere  Leistungen aus den Geschäftsbereichen RUAG Ammotec und RUAG MRO International. RUAG International erzielte im ersten Halbjahr 81% aller Nettoumsätze ausserhalb der Schweiz.

Der Verwaltungsrat beantragt aufgrund des negativen Unternehmensergebnis auf eine Dividendenauszahlung zu verzichten.

Ausblick

RUAG International hat aufgrund der längerfristigen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie eine Strategieanpassung beschlossen und wird sich nicht länger auf die Bildung einer Aerospace-Gruppe konzentrieren. Die einzelnen Geschäftsbereiche sollen stattdessen individuell weiterentwickelt und später privatisiert werden. 

André Wall, CEO von RUAG International, sagt: «Die Pandemie hat das internationale wirtschaftliche Umfeld grundlegend verändert und uns veranlasst, den Aufbau eines Aerospace-Konzerns zu stoppen. Stattdessen haben wir in Abstimmung mit dem Eigner beschlossen, die Geschäftsbereiche einzeln zu ihrem Besten zu entwickeln. Die wirtschaftliche Ausgangslage bleibt weiterhin äusserst herausfordernd.»

Für RUAG Space gilt es dabei, die Marktchancen, die sich in den nächsten Monaten und Jahren in grossen Raumfahrtprogrammen weltweit bieten, erfolgreich wahrzunehmen. RUAG Aerostructures muss sich auf eine komplett veränderte Marktsituation gemeinsam mit den Kunden ausrichten. MRO International konzentriert sich weiterhin auf die etappenweise Devestition der verbliebenen Bereiche. RUAG Ammotec wird die vom Schweizer Bundesrat beschlossen Devestitionspläne weiter vorantreiben und strebt einen Verkauf auf Ende 2021 an.

Basierend auf einem soliden Auftragseingang, lediglich 5% unter dem Vorjahreswert, rechnet das Unternehmen für das kommende Jahr mit einem vergleichbaren Nettoumsatz und einem negativen Unternehmensergebnis im tiefen zweistelligen Millionen Bereich, bei einer verbesserten Corona-
Situation in der zweiten Jahreshälfte.

Kennzahlen im Überblick*

in CHF million

2020

2019

Change in %

Auftragseingang

1214

1280

– 5.2 %

Auftragsbestand

1169

1229

– 4.9 %

Nettoumsatz

1181

1388

– 14.9 %

Betriebsleistung

1235

1380

– 10.5 %

Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Wertminderungen (EBITDA)

(137)

(11)

n/a

Betriebsergebnis (EBIT)

(224)

(80)

n/a

Reingewinn

(219)

(50)

n/a

Cash Flow aus betreiblicher Tätigkeit

19

88

– 78.7 %

Free Cash Flow

(55)

97

– 156.8 %

Netto-Finanzposition

102

160

– 36.5 %

Forschungs- und Entwicklungsaufwand

27

32

– 16.9 %

Personalbestand (FTE) Ende Dezember inkl. Lernende

6299

6492

– 3.0 %

* Seit Anfang 2020 operiert RUAG International als Teilkonzern der BGRB-Gruppe. Um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten, wurden die Zahlen des Vorjahres der organisatorischen Struktur von RUAG International per 01.01.2020 angepasst. Sämtliche Gesellschaften von RUAG MRO Holding AG sind somit in den Vorjahreszahlen nicht mehr enthalten.

Wichtige Ereignisse im 2020

  • 07.01.2020: Zu Beginn des Jahres übernimmt Urs Kiener, Chief Financial Officer, ad interim die Funktion als CEO von Urs Breitmeier.
     
  • 10.02.2020: Solar Orbiter startet seine Reise zur Sonne. RUAG Space liefert den Computer, der der Satellit steuert, die Isolierung wie auch die Struktur, die für Stabilität sorgt.
     
  • 27.02.2020: RUAG Aerostructures richtet seine drei Standorte neu aus. In Emmen wird bis Ende 2021 ein Stellenrückgang von maximal 90 Stellen erwartet.
     
  • 10.09.2020: Nach sechs Jahren Entwicklung und Industrialisierung beginnt RUAG Aerostructures die Serienproduktion von 500 Nutzlastaufhängungen für den Gripen E/F.
     
  • 30.09.2020: Zukünftig werden die US-Raketenspitzen von RUAG Space in Decatur (Alabama) hergestellt. Emmen bleibt das Kompetenzzentrum für die europäischen Trägerraketen Ariane und VEGA.
     
  • 12.10.2020: RUAG International beschleunigt die begonnene Transformation nach der Entflechtung und plant im Supportbereich bis Ende 2021 maximal 150 Stellen abzubauen.
     
  • 15.10.2020: General Atomics Europe plant, die Wartung, Reparatur & den Betrieb für Geschäftsflugzeuge und militärische Helikopter sowie die Produktion der Dornier 228 am Standort Oberpfaffenhofen zu übernehmen.
     
  • 13.10.2020: RUAG Defence France und ein Partner erhalten den Zuschlag für die Entwicklung von Kabinensimulatoren für die französische Armee.
     
  • 23.11.2020: André Wall und Angelo Quabba übernehmen als CEO und CFO die Geschicke vom RUAG International.
     
  • 08.12.2020: Aerostructures in Ungarn wird von der Agentur der Europäischen Union für Flugsicherheit (EASA) als eigenständiger Herstellungsbetrieb zugelassen.